24 Dezember 2006

emmanu 'el

Heute bei einem Gottesdienst mit Krippenspiel gewesen, bei dem die Frohe Botschaft, die einst über den Hirtenfeldern um Bethlehem ertönte, nach allen Regeln der gemeindepastoralen Un-Kunst ausgeschlachtet wurde.

Dass die Gute Nachricht trotzdem glaubhaft erklang, war vor allem der bekannten Begabung der Kinder zur Schauspielkunst zu verdanken, mit der sie die Kernaussagen des Weihnachtsfestes ungezwungen und wie Selbstverständlichkeiten präsentierten.

Hinter dem Tun der jüngsten Gemeindemitglieder konnte man unschwer das Bemühen der Erwachsenen erkennen, an der überlieferten Wahrheit festhalten zu wollen. Das Weiterführen der religiösen Tradition, ja sogar ihr Wachsen selbst, kann man wohl in der modernen Welt nur selten mit eigenen Augen und auf eine ähnlich eindrucksvolle Weise beobachten.

Die meisten gottesdienstlichen Texte, von Erwachsenen vorgetragen, wurden allerdings sehr lieblos behandelt und unter ihrem wahren Wert verkündet. Vieles (die Musik, das „fröhliche“ Singen, die Gesten und die Körperhaltung) galt dem Äußeren, das Verborgene blieb verborgen; gefeiert wurde die Tradition und die weihnachtliche Stimmung.

Die Perlen blieben aber trotz allem, was sie waren, heute noch sind und immer sein werden: Perlen. Die Leuchtkraft der Sätze wie:

„In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl...“
oder
„... Und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war...''

ließ sich auch durch noch so grobe, menschliche Unzulänglichkeit nicht mindern und schon gar nicht verdecken.

Wir alle sind nur mittelmäßige Arbeiter im Weinberg des Herrn (man könnte uns auch synonym als Sünder bezeichnen) und es ist gut, dass wir uns heute vergegenwärtigen dürfen:

„uns ist der Retter geboren, er ist der Messias, der Herr„ (Lk, 2,11).

21 Dezember 2006

Dank

"..Manche Blogs im WWW sind für den einen oder anderen User schon genau so zur Pflichtlektüre geworden, wie die Tageszeitung. Was manche Blogger da zum Besten geben, kann sich durchaus mit der flinken und spitzen Feder eines Spiegel-, Bild- oder FAZ-Reporters messen aber mit dem Unterschied, dass die Blogger und Logger nicht für Geld, sondern für sich und andere schreiben. Jeder ist sein eigener Chefredakteur und bestimmt damit das Geschehen auf seiner Seite..."

Vielen Dank für die freundliche Erwähnung.

Stimmung und Sehnsucht

Ich war heute wieder mal der Antwort auf der Spur, warum wir die Adventszeit zu einer ''Weihnachtszeit'' umgestaltet und überhaupt zu dem gemacht haben, was sie heute ist.

Naldo, der brasilianische Spieler von Werder Bremen, sagte indirekt zu diesem Thema (sinngemäß und der FAZ vom 19.12 zufolge), dass er die "Weihnachtszeit" in Deutschland wegen ihrer besonderen Stimmung schätzt, die so oder in ähnlicher Weise in seiner Heimat, unter anderem wegen der sommerlichen Temperaturen, nicht aufkommen will.

Damit hat mir der Fußballer mit einem Paß aus der Tiefe des Raumes das Stichwort serviert, das ich hier gerne aufgreife: ''Stimmung''. Es ist wohl so, dass wir an der "Weihnachtszeit" am meisten ihre einmalige Stimmung genießen.

Beim Spaziergang am Abend sah ich tatsächlich einige geschmückte Fenster mehr als noch am Vortag. Die Lichterketten in weiß, rot, grün oder blau, auch von Türrahmen oder sogar von Bäumen und Sträuchern getragen, strahlten eine angenehme Wärme aus.

Der Kontrast zwischen einerseits der immer mehr erkaltenden Ebene der zwischenmenschlichen Beziehungen und anderseits dem Versprechen, die ersehnte Wärme und Geborgenheit in der familiären Umgebung zu finden, könnte kaum besser symbolisiert werden, als durch diese Wärme, mit der die beleuchteten Fenstern erstrahlen.

Durch ihr bloßes Leuchten widersetzten sie sich der Dunkelheit. Wie eine hoffnungsvolle Zusage ergoß sich aus den hellen Vierecken das Licht, als könnte es nicht nur Nacht, sondern auch die winterlichen Temperaturen besiegen.

Die Menschen feiern die Geburt des Königs des Lichts nicht mehr, aber sie tragen in sich noch immer die Sehnsucht nach Wärme, Geborgenheit und Liebe.

18 Dezember 2006

Invasion der Sprachlosigkeit

Seit einigen Wochen lassen sich an unzähligen Häusern (und dort an den klassischen Arbeitsplätzen der Einbrecher, wie Fenster, Balkone, Terrassen, Gartenzäune, ja sogar Häuserwände) rotgekleidete Männlein beobachten, die mit einer unheimlichen Ausdauer und mit oft außergewöhnlichen Bewegungsfähigkeiten ihres Skelettsystems versuchen, die genannten Hindernisse zu bewältigen, um ins Innere der Wohnung zu gelangen.

Wozu aber tun sie das? frag ich. Natürlich nicht die - so genannten - Weihnachtsmänner sondern die Menschen.
Diese wunderliche Körperhaltung, die ihnen von Menschen verliehen wird, ist natürlich das wohl letzte Überbleibsel (lat.: reliquiae) der Legende vom Heiligen Nikolaus, der, um seinem verarmten Nachbarn und dessen drei Töchtern zu helfen, sich drei Mal an das Fenster des Hauses herangeschlichen und einen Goldklumpen hineingeworfen hatte.

Ich finde es erstaunlich, dass Menschen hier eine Zeichensprache verwenden, deren Bedeutung ihnen nicht mehr ganz geläufig ist und die sie aus irgendeinem, mir unerklärlichen Grund, dennoch benutzen wollen. Sie wollen in der Vor-Weihnachtszeit nicht schweigen.

In ihrer Sprachlosigkeit stottern sie aber Begriffe und stolpern über Zeichen, weil sie ihre unterschiedlichen Bedeutungen und Inhalte miteinander vermengt haben.

Manchmal setzen sie sogar so viele Zeichen, dass sich dem Betrachter der Gedanke an eine abgewandelte Form der Reliquienverehrung wie von selbst aufzwängt.

Himmel über meiner Stadt


08 Dezember 2006

Denk-Aufgabe

Seit Anfang Dezember mache ich mir Gedanken über die Einstellung des Menschen der Gegenwart zur Weihnachtszeit (genauer gesagt: zur Vor-Weihnachtszeit oder noch genauer: zur Adventszeit).

Die abgelichtete Einladung habe ich heute in meiner Stadt gefunden. Dass gerade diese Zeit des Jahres eine besondere Wirkung auf die Menschen unseres Kulturkreises ausübt, ist nicht zu bestreiten. Andernfalls würden die weihnachtlichen Motive für die Werbemacher, die über sehr feine Techniken zur Entdeckung und Bestimmung unserer aktuellen Bedürfnisse verfügen, kaum von Interesse sein. An den Schnittstellen zwischen menschlichem Wollen und Haben setzten sie dann Mechanismen ein, die zum Ziel die Potenzierung des Konsums haben.

Der Dilettantismus ihrer (ich will das gar nicht in Zweifel ziehen: sicherlich anstrengenden) Arbeit wird aber in Entwürfen, wie diesem deutlich. Die verwendeten Motive wurden - meiner Meinung nach - hier zu einem sehr unbestimmten "Klumpen" zusammengesetzt.

Was sehen wir? Auf der gelb-schwarzen Tafel, die einer Baustelleninformation gleicht, können wir die Substantive Geschenk, Himmel, und das Verb Kommen lesen. Sie wird von einer lächelnden Frau im weiß-roten Kleid und mit blonden Haaren gehalten.

Alle einzelnen Elemente des Bildes, bzw. die Assoziationen, die sie hervorrufen (wie: Engel, Himmel, Schenken, Beschenkt-Werden, Freude-Haben, In-den-Himmel-Kommen, usw.), haben zwar alle etwas mit Weihnachten zu tun, aber - so meine ich - nur unter bestimmten Bedingungen etwas gemeinsam und schon gar nichts mit der eigentlichen Adventszeit zu tun.

Die Idee und ihre Gestaltung gibt uns hingegen eine hervorragende Möglichkeit, Schlüsse zum Verständnis von Advent, die der Mensch von heute hat, zu ziehen. Sicherlich: manch einer wird sich angesprochen fühlen und darauf kommt es ja bei der Werbung schließlich an. Doch beim genauen Hinsehen wird die Erbärmlichkeit der entstandenen Mixtur mehr als deutlich. Die drei hauptsächlich gebrauchten Motive (Himmel, Engel, Kommen) werden hier ihrer eigentlichen Bedeutung beraubt und pervertiert.

Ich möchte meine Blog-Leser zu einem Spiel um die Deutung dieses aus Pappe angefertigten Werks einladen. Was sagen die gebrauchten Motive über das heutige Verständnis der Vor-Weihnachtszeit aus?

...

Habe in letzter Zeit nichts geschrieben,
weil ich fast ununterbrochen gearbeitet habe.

Dabei habe ich mal wieder die Erfahrung gemacht, dass man nach acht Stunden im Dienst froh ist, einfach nichts tun zu müssen...

Tja "panem et circenses"... ich fange an, BIDL-Leser und RLT 2-Zuschauer zu verstehen

Aber ich bleibe "am Ball" und werde am Wochenende meine Gedanken sortieren