12 Dezember 2007

Zurück nach einer langen Pause

Ich möchte mich bei allen, die meine Texte gelesen haben, entschuldigen, dass ich ohne ein Wort zu sagen, aus der Blogospäre verschwunden war. Der Grund lag darin, dass ich mich in einer sehr wichitgen Lebensphase befand, die über meine Zukunft bestimmte.

Nun bin ich wieder zurück und möchte weiter schreiben und meine Fotos veröffentlichen.

Allen Lesern wünsche ich vorerst einen gesegneten Advent.

12 August 2007

Am heutigen Morgen...


22 Die Güte des HERRN ist's, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende,
23 sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.

Klagelieder

Kapitel 3,

31 Juli 2007

Mein Leben in meiner Stadt


Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat...

Ps 121

21 Juni 2007

ecce homo

Die blauen Augen unter ihren blonden Haaren schauten in die Ferne, sie war jung und dick. Sie sagte nichts, sie schaute nur.

War es die Vergangenheit oder die Zukunft, an die sie dachte? Waren es Träume und Gedanken an Liebe? Oder die Erinnerung an einen Fluch, der ihre Mundwinkel erschlaffen ließ?

In den blaugrauen Kleidern war sie eine graue Maus. Ihr Körper war groß und mächtig und die Zähne schief.


(Jesus nun ging hinaus und trug die Dornenkrone und das Purpurkleid. Und er spricht zu ihnen: Siehe, der Mensch!) Joh. 19,5

08 Juni 2007

Memento mori et carpe diem

Was machst du, wenn das Unverrückbare geschieht? Wenn der sprichwörtliche letzte Zug abgefahren sein wird. Wenn du ihn hast wegfahren lassen, ohne einzusteigen, weil du angenommen hast, er sei der vorletzte?

Schlimmer noch. Du hast einer weiteren Mitfahrgelegenheit, die sich dir geboten hat, „Nein. Danke“ zugerufen, in der Überzeugung, du hättest noch Zeit und der eigentliche Zug, der auf den du wartest, der dich mitnimmt, würde noch kommen.

In Wirklichkeit aber kann dein Zug nicht mehr kommen, eben weil er schon abgefahren ist. Und dann merkst du es. Die Augen gehen dir auf und du stellst fest, dass du jetzt nicht mehr bequem nach Hause kommst. Ja, dass du eigentlich überhaupt nicht weißt, wie du nach Hause kommst.

Wie geht es dir denn damit, dass du nichts machen kannst? Hätte, wenn und aber...

Es ist nicht schlimm, wenn es sich wortwörtlich nur um einen letzten Zug handelt. Weit mehr verhängnisvoll ist es, wenn du den rechten Zeitpunkt, den Kairos, für das Gelingen des eigenen Lebens verpassen wirst.

29 Mai 2007

Der Mann, der Mensch

Der Platz war menschenleer an diesem Morgen. Er stand da, an die Seitenwand des Kiosks gelehnt, die linke Hand in der Hosentasche. So stehen viele, die ähnlich wie er die Welt aus der Ferne, in die man sie verwiesen hatte und daher mit Abstand, beobachten. Ihn musste man in dieser Stadt am Fluß gekannt haben. Beachtet hatte man ihn aber dennoch nicht.

Posted by Picasa

Er hingegen nahm sie alle wahr. Er spürte jede ihrer Bewegungen. Auch jener, die in sicherer Entfernung mit dem Rad schnell an ihm vorbei huschen wollten in der Hoffnung, dass er sie nicht sehen wird. Ja, sie mieden ihn. Sein Zurufen ließ aber sie alle ohne Ausnahme unbewußt an- und innehalten.

Die raue Stimme schallte immer wieder über dem nicht allzu großen Bahnhofsvorplatz. Jedesmal, wenn er jemanden kommen sah. Ja, er hatte ihnen etwas zu sagen. Er war Mensch unter Menschen, Mitglied einer großen Familie, kein Aussätziger. Sie grüßten dann zurück und gaben ihm Floskeln zur Antwort.

Nicht Freundlichkeit, milde Gabe.

Zwischendrin lachte er auf und nahm einen Schluck aus der Bierdose, die er in seiner rechten Hand festhielt. Sein externes Gleichgewichtsorgan.

Er stand lange da und war auch zu mir freundlich.

01 Mai 2007

Knut, der Berliner


Sonntag, neun Uhr morgens. Berlin schläft noch. Touristen nicht. „Ich hab dir gesagt, du sollst dich hierhin stellen.“ Die erboste Stimme der Mutter verschreckt das Mädchen. Vor den Kassenhäuschen am Löwentor des Berliner Zoos bilden sich zwei Schlangen.

Es gibt in Deutschland nur wenige Menschen, die von der Geburt eines Eisbären im Berliner Zoologischen Garten nichts gehört haben. Knut ist jetzt fast fünf Monate alt. Von seiner Mutter, Tosca, verstoßen, wird er von einem Team um den Tierpfleger, Thomas Dörfler, betreut.

Alle wollen Knut sehen. Die vierköpfige Familie ist zwar nicht wegen Knut nach Berlin gekommen. “Als wir die Reise geplant haben, war er noch gar nicht auf der Welt.” Doch die Kinder wollen sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen.

Der schmale Weg zum Gehege der Braunbären, der Bühne für Knut, führt an zwei Zwergflußpferde vorbei. Das eine wühlt mit dem Kopf im kühlen Sand. Für Suchende wurde ein Schild am Baumstamm montiert: Zu Knut nach links.

Karl (Name geändert) arbeitet seit zehn Jahren im Zoo. Er holt Pappkartons aus einem Kleinbus. An seinem Verkaufsstand sollen später die Besucher Andenken erwerben können. Der ganze Trubel habe ein wenig nachgelassen. „Die Ferien sind halt vorbei.“

Links und rechts des Geheges stehen Ordner in schwarz-roten Uniformen. Der großgewachsene Mann ist wortkarg. „No comment. Wir wollen und sollen nichts dazu sagen“. Er nimmt einen Schluck aus dem Pappbecher.

Es ist kühl. Wer mit der Wärme der letzten Tage gerechnet hat, zittert und friert jetzt. Auf dem felsigen Hintergrund tanzen trotzdem Sonnenschatten. „Eisbärenwetter, was?“ Der braungebräunte Security-Mann ist gut gelaunt.

Das Stimmengewirr wird lauter. Wer jetzt dazukommt, muss in der dritten Reihe Platz nehmen. Gleich ist es soweit. Die Kinder warten, die Eltern warten, und alle warten.
Die Stimme aus dem Lautsprecher kündigt Knut an.

Der Zoo-Mitarbeiter versichert, man sei sich der Verantwortung für Knut bewußt. „Der Kleine ist jetzt kein Baby mehr. In seiner natürlichen Umgebung würde er jetzt die Mutter verlassen. Er wird jetzt deshalb entwöhnt“ Dann noch ein paar Begrüßungsworte und schließlich kommt er. Ein kleiner, weisser, hüpfender Eisbär folgt dem Betreuer.

Das Klicken der Fotoapparate, die Stimmen der Kinder… Und nach acht Minuten ist alles vorbei. Die freundliche Stimme bittet die Besucher, Platz für die anderen zu machen. Am Ausgang sammelt sich eine Menschentraube vor dem Stand mit Andenken.

„Massenhysterie, absolute Vermarktung und politisches Vereinnahmen.“ Karl-Heinz aus Schwäbisch-Hall wollte mit seiner Familie Knut sehen. „Die Lust ist mir jetzt vergangen.“ Auch Jens ist mit seinem Spielmannszug aus Weisel (Rhein-Lahn-Kreis) nach Berlin gekommen. Er und die anderen Kinder wollten unbedingt Knut sehen „Er ist berühmt und war im Fernsehen.“ „Habt ihr Knut gesehen? Das wird doch die erste Frage, wenn sie nach Hause kommen.“ Kommentiert ihr Betreuer.

Wenn man sich vor dem Besuch im Zoo nach den Wartezeiten erkundigt, bekommt man die Antwort, das Schlimmste sei vorbei. Am Ausgang, beim Löwentor hält man aber inne und fragt sich, was wohl mit Schlimm eigentlich gemeint war.

25 April 2007

Berlin, das Erbe

Seit Sonntag bin ich in Berlin.

* * *

Die Emotionen, die diese Stadt weckt, können einen unvorbereitet Anreisenden erdrücken. Die Wahrnehmung wird von Bildern gleich hohen Wellen überflutet. Menschen und Wege, Menschen und Häuser, Menschen und Menschen, Schönheit und Staub ...
* * *

"Ich hab' Hunger. Mir fehlen noch 30 Cent für ein Brötchen..." Ich kenne die Sprüche. Diese Gebete schicken die Armen den Ohren der Passanten entgegen in jeder Stadt genauso. Sie klingen hier nicht anders. Sie sind nur häufiger. Armut ist mitten im Reichtum zu finden. Die Stadt zieht sie alle an. Und sie folgen der Einladung.
* * *
Berlin kann die Vergangenheit nicht verleugnen. Berlin kann sie nicht abstreifen. Weder die jüngste, noch die längst vergangene. Ihr Erbe erklingt in den Strassennamen. Es schwebt über den Dächern. Es wird in der Luft von den zweistöckigen Bussen herumgewirbelt, die zwischen Ost und West pendeln und die so anders, so englisch daherkommen.

* * *
Das Vergangen ist jetzt in der Stadt. Es ist hier immer. Man sieht es, man hört es, man kann es schmecken, man atmet es und man kann ihm nicht entkommen. Die Stadt bewahrt einen Schatz.

24 April 2007

Berlin

Haiku

geteilte stadt
die bahn von west nach ost
aus reich wird arm

07 April 2007

Christus ist auferstanden!

Zu den wunderbarsten Bildern, die diesen freudigen Ruf untermalen, gehört das Osterfeuer. Die Feier der Osternacht beginnt die katholische Kirche am Osterfeuer. Seit einigen Jahrzehnten wird es auch in vielen evangelischen Gemeinden vor Beginn der Auferstehungsfeier entfacht.

Die Menschen hatten schon immer eine besondere Beziehung zum Feuer, diesem Urelement, dessen Licht die Dunkelheit vertrieb und ihnen Wärme gab: es galt ihnen als heilig. Prometheus habe das Feuer den Göttern gestohlen und den Menschen geschenkt. In Rom wachten Priesterinnen darüber, dass das ewige Feuer im Tempel der Vesta niemals ausging.

Für die germanischen Stämme war das Feuer der Abglanz der Sonne und ein Teil ihres Sonnenkultes. Die Christianisierung Europas im Reich des Karl des Großen bewirkte, daß die Bedeutung ihres heidnischen Frühlingsfestes auf Christus übertragen wurde: wie die Sonne den Winter besiegte, so ging Christus als Sieger aus dem Kampf mit dem Tod hervor. Diese einzigartige Verschmelzung beider Traditionen kann man noch heute eindrucksvoll in der Stadt Lügde (Ostwestfallen) oder in Günsterode (Nordhessen) erleben, wo jährlich ein Osterfeuerräderlauf veranstaltet wird.

Die am Osterfeuer entzündete Osterkerze gibt ihre warme und helle Flamme weiter. Sie wird angenommen und von Christ zu Christ weitergereicht. Christus ist das Licht der Welt: hört und wiederholt die Gemeinde. Der auferstandene Herr hat nicht nur das Leben de Christen verändert. In der Dunkelheit der seelisch, psychisch oder leiblich erlebten Nächte entzündet, leuchtet das Osterfeuer der sich erbarmenden Liebe Gottes als Hoffnung für die Welt.

27 März 2007

Der Frühling als Schöpfungslehre


Die ausgelassene Freude am weißen Winter wurde den meisten unserer Kinder in diesem Jahr versagt. Die Erinnerung, jener Schatz, den wir immer bei uns tragen und den wir je älter wir werden, um so häufiger öffnen, wird dadurch um einige Perlen ärmer.

Wie wunderbar eine Schneeballschlacht auf dem Schulhof sein kann, weiß jeder Junge, der schon einmal mit dem gekonnt geworfenen Schneeball die angebetete Dame seines Herzens getroffen hat, um dann lachend und mit nicht zuvor gekanntem Glücksgefühl in der Brust davon zu rennen.

Solche Erinnerungen sind bleibend und bleibende Erinnerungen prägen.

Und nun der Frühling. Jene Zeit also, die mit dem Erwachen der schönsten Gefühle in Verbindung gebracht wird. Gemeint ist hier aber nicht allein das Verliebt-Sein, obgleich es als Erstes mit Frühlingsgefühlen assoziiert wird. Es geht vielmehr um das primäre und grundsätzliche Wahrnehmen und Empfinden an sich, um – sozusagen – die Voraussetzungen, die eine Erfahrung dermaßen erlebbar machen, dass sie zur prägenden Erinnerung wird.

Die Sensibilität unserer Sinne wird im Frühling sehr intensiv erfahren und geprägt: wenn die Sonne die Haut streichelt und wärmt, wenn das laute Zwitschern der Vögel die Menschen auf dem Weg zur Schule, oder in die Arbeit begleitet, und erst recht dann, wenn der unverwechselbare Duft, der zum Leben erwachenden und neu erblühenden Natur, das Herz größer werden lässt.

Unser christliches Selbstverständnis macht uns zu Geschöpfen. Ebenso verstehen wir die Natur als die Schöpfung Gottes. Beides steht damit miteinander in Verbindung. Die Welt der Erfahrungen ist die Welt um uns herum und wir mitten drin.

Ich denke, dass wir an diesem Punkt leichter erkennen können, in welch bedeutender Verbindung zur Natur wir stehen und dass wir berechtigter Weise Gründe haben, dankbar zu sein.

In der Schöpfung erkennen wir so etwas wie einen Gehstock, der uns ermöglicht, eines immer sichereren Schrittes die Welt zu durchschreiten. Die Natur als geschenkte Gabe hilft, unser Selbst besser zu erkennen und die Sensibilität der Welt und den Menschen gegenüber zu verfeinern.

19 März 2007

Evangelische Kirche im Wandel


Dass sich die Evangelische Kirche in Deutschland in der nicht allzu fernen Zukunft verändern wird, sollte auch uns Katholiken interessieren.

Das auf dem "Zukunftskongress" vorgestellte Papier": Kirche im 21. Jahrhundert beinhaltet diesbezüglich viele Vorschläge. Einige sind sehr interessant und lassen sich sich wie Parallelen zu einigen Grundprinzipien des II. Vatikanums verstehen. Ganz deutlich wird das z. B. an jenen Stellen, die sich auf die Erneuerung der evangelischen Liturgie beziehen.

Zum Thema Zukunft der EKD hier ein Interview (mit Lokalkolorit), das ich im Auftrag einer Ortsgemeinde mit Herrn Dekan Jens Böhm (Ev. Kirche Hessen Nassau, Dekanat Mainz) geführt habe.

14 März 2007

Frühlingsboten



09 März 2007

Die Äußerungen einiger deutscher Bischöfe während ihrer Reise ins Heilige Land haben in Israel Unmut hervorgerufen. Die Antwort des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehman, war deshalb sehr wichtig. Niemand darf die Absicht haben, die Mauern der jüdischen Ghettos mit irgendeiner Einrichtung der Gegenwart zu vergleichen.

Die offizielle Klarstellung war aber darüber hinaus auch aus einem anderen Grund von Bedeutung. Richtig war in ihr das Festhalten an der unbezweifelbaren Tatsache des Leidens, welches der palästinensischen Zivilbevölkerung widerfährt.

Israel verteidigt das beanspruchte und ihm prinzipiell zugesprochene Recht, als Staat in eigenen Grenzen und im Frieden existieren zu dürfen. Die errichtete innerisraelische Mauer wird in dem Zusammenhang und in der Überzeugung ihrer Erbauer als das legitime Mittel im palästinensisch-israelischen Kräftemessen angesehen.

Nun ist es so, dass in der Tat der Anblick einer von Soldaten bewachten Umzäunung, die Existenzen trennt, erschreckend wirken kann. Eine solche Geschichte erzählt sehr eindrucksvoll der Film 'Die syrische Braut' von Eran Riklis. Und eben solches - sehr persönliches - Empfinden haben die einzelnen Vertreter der katholischen Kirche aus Deutschland in Worte gekleidet.

Eine Mauer ist, psychologisch gedeutet, immer die Manifestation von Hilflosigkeit. Wenn andere Verteidigungs- oder Sicherheitsmechanismem versagen, wird sie zum Mittel der Abgrenzung. Dass sie aber nicht nur Hilflosigkeit bedeutet, sondern ihrerseits eine solche auch verursacht, liegt auf der Hand.

Mit dem Zeitpunkt der Errichtung der überwindbaren Barriere endet die Kommunikation zwischen den Parteien. Eine Mauer ist da, um zu trennen. Sie trägt die Botschaft: 'Ich will mit dir nichts zu tun haben.' Den 'Ausgegrenzten' bleibt da nur die unechte Wahl, diese Situation zu akzeptieren, oder sie so nicht hinzunehmen.

Die politische Situation in Israel wird mit den Vokabeln 'verworren' und 'kompliziert' nur ungenügend und laienhaft beschrieben. Es ist das historische Erbe der Region, das man genau betrachten muss, um die Sachlage zu verstehen. Psychologische, oder psychologisierende Erklärungen helfen in der Sache nicht weiter. Aber sie können helfen, den Kern des gegenwärtigen Stillstands herauszuschälen.

Wenn zwei das Gleiche wollen und keiner von Beiden bereit ist zu teilen, gibt es keine andere Lösung als Trennung oder Kampf. Tertium nun datur, bei der bestehenden Konstellation und den politischen Ansprüchen gibt es keinen dritten Weg.

Wird die Anordnung aber ein wenig verändert, ergibt sich vielleicht ein Ausweg, denn sobald man nach den Gründen des Unfriedens im Heiligen Land fragt, kommt man nicht umhin, sie in der religiösen Auslegung der jeweils geglaubten Offenbarung zu suchen.

Das, was die Sachlage so schwierig macht, deutet zugleich auf die einzige Lösung hin. Die Religionen können in diesem Fall etwas leisten, was die Politik nicht imstande ist zu erreichen. Dafür müssen sie sich allerdings an den eigenen Ansprüchen messen lassen.

Im Psalm 18 heißt es dazu sinngemäß: mit meinem Gott kann ich über die Mauer springen…
(Ps. 18, 30)

04 März 2007

in principio et nunc et semper et in saecula saeculorum

... und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser ...

26 Februar 2007

Christliche Motive bewegen noch?


Neulich gesehen... dieses eingefügte Bild am linken Rand verstehen wohl nicht nur Katholiken? Woher sich diese Anspielung speist, dürfte auch jeder noch so durchschnittlicher Kunstkenner erkennen können.

Verwunderlich ist trotzdem. Dass die Werbemacher religiöse Motive einsetzen hatte ich in der Weihnachtszeit beobachtet und häufig thematisiert. Ich dachte aber eigentlich, das wird auf jene Jahreszeit beschränkt bleiben. Und nun das: für einen Krimi wird ein Foto inszeniert, das sich typologisch unzweideutig auf Maria und das Jesus-Kind beziehen läßt.

Soll das uns Christen nun freuen? Oder sollten wir ob der vollendeten Säkularisierung verzweifeln?

Es sollte uns zunächst mal klar werden, dass die Erkennbarkeit der religiösen Symbolik in der Bevölkerung offensichtlich (!) noch nicht verschwunden ist. Jedoch sollten wir uns ihr Reichtum nicht einfach für Themen wie "Mutterherz schlägt Täterfaust" wegnehmen lassen.

Wenn angenommen werden kann, dass sich Menschen durch die Darstellung der liebenden Ur-Beziehung einer Mutter zu ihrem Kind, für einen Krimi gewinnen lassen, warum sollten dann auch wir nicht annehmen, dass sich mit diesem und noch vielen anderen christlichen Motiven auf die Wahrheit hinweisen läßt, die in ihnen ausgedrückt wird?

07 Februar 2007

Die Doktoren mit den roten Nasen


Das Bild ist eine Einladung auf meine (sehr unvollkommene) HP, dort mein Artikel über die Besuche der Clowns im Krankenhaus.
Danke für das Daumendrücken...

Das waren die Prüfungsfragen:

Skizzieren Sie das Leitbild der Geimeinde nach den Dokumenten des II. Vatikanums ...
... diskutieren Sie über die Grundfunktionen der Gemeinde ...
... was ist ein Ritual?...
... warum wird das II. Vatikanische Konzil "pastoral" genannt? ...

06 Februar 2007


Heute Prüfung...

Bei ihm...
Bitte Daumen drücken...

29 Januar 2007

Integration und Auschwitz, 2002


Wie seltsam anmutend ist das um die Jahreszeit noch frisch wirkende Grass in dieser Vertiefung…

Daneben eine Informationstafel und ein Bild: „Häftlinge beim Ausheben eines Entwässerungsgrabens, 1943“.

Zwischen damals und heute liegen 59 Jahre. Auf der sich verschiebenden Zeitachse blieb nun als Erinnerung dieser Eindruck in der Erdoberfläche. Der Graben, an dem HEUTE die Natur ihre Herrschaft wiedererlangte, ist GESTERN entstanden. Er zeugt vom Bruchteil der Lebens- und Leidensgeschichte bestimmter, real existierenden Menschen. Auf der vergrößerten Fotografie daneben sind ihre Gesichter und die ihrer Bewacher nur undeutlich zu erkennen.

Nicht weit von hier entfernt erledigen einige Arbeiter die nötigen Restaurierungsarbeiten. Selten nur, und absolut ganz selten auf solch eindrückliche Weise, wird die Gegenwart von der Vergangenheit berührt.

Das lateinische Wort integrare bedeutet wiederaufnehmen. Dabei kann in dieser Bedeutung ein Krieg aber auch ein Gesang wieder aufgenommen werden; eine andere Bedeutung dieses Wortes ist: etwas geistig auffrischen.

Der übrig gebliebene Graben – vom Todestor aus gesehen rechts gelegen, unweit der ersten Baracken – macht an diesem heute so stillen Ort beide Bedeutungen möglich. Und vielleicht genau in dem Grün des damals ausgehobenen Hohlraums, des winzigen Ausschnitts der Tötungsmaschinerie finde ich ein Deutungshinweis: eine stumme und doch wahrnehmbare Botschaft.

Verstehen und aussprechen kann sie allerdings nur der Mensch. Nur er, das einzige sprechende Lebewesen kann bewirken, dass die Menschheit auf ihrem Weg die Orientierung nicht verliert, auf dem Weg, der sie von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft führt.

Oswiecim/Auschwitz Oktober 2002

25 Januar 2007

Mt 11 28


Ps 113 2

Von Prüfugsvorbereitungen vereinnahmt, bleibt mir mir momentan kaum Zeit, um zu posten.

Als Lebenszeichen daher die Bilder...

23 Januar 2007

Lobe den Herrn, meine Seele...


08 Januar 2007

tram

Mit ihrer rechten Hand umfasste sie fest den Griff auf der linken Seite des Sitzes, mit ihrer linken hielt sie sich an ihrer Handtasche fest. Die Straßenbahn fuhr schnell im unebenen Gleisbett und die Fahrgäste schaukelten und schunkelten unfreiwillig hin und her im immer gleichen Takt, zur summenden Melodie der Elektromotoren.

Neben ihr saß ein Mann, ihr Mann, beide in graumelierten Mänteln der Hochbetagten. Tiefe Furchen gezeichneter Gesichter, wie die Skizze einer Landkarte, die Lebenswege in dauerhafter Erinnerung festhielt und die Augen, die starr aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Ausschnitte der Stadtlandschaft schauten, ohne sie zu sehen.

Manchmal ein Wort aus ihrem Mund, vor sich hin gesprochen, und doch für sein Ohr bestimmt, dann wieder Schweigen. Er verstand sie gut, eine Antwort war in seinem Schweigen, das sie verstand.

Man hat das Paar nicht beachtet, es gibt so viele davon: Leben, die paarweise das Leben durchwandern, schwer beladen mit unsichtbarer, hundertjähriger Erinnerung an Großeltern, Eltern, Kinder, Enkel...

Und im Mittel- und Schnittpunkt sie beide.

An der Haltestelle, an der niemand aussteigen wollte, verließen sie die Bahn und verschwanden im Dunkel des winterlichen Abends.

02 Januar 2007

Sonne der Gerechtigkeit

Gegen Ende des Jahres 2006 hat uns die Nachricht von der Hinrichtung eines ehemaligen (in der 1. Welt auch als Diktator bezeichneten) Staatschefs erreicht. Die Aufnahmen, die die letzten Minuten seines Lebens festhalten, sind nun in der ganzen Welt bekannt.

Nur eine kurze Zeit später hat sich ein anderer, gegenwärtig noch amtierender Staatschef (auch als der führende Vertreter des so genannten Bushismus identifizierbar) zu der - noch vor Sonnenaufgang durchgeführten Exekution - geäußert. Er hat in der erfolgten Tat (der so genannten Urteilsvollstreckung) einen Meilenstein auf dem Weg des demokratischen Aufbaus des Landes gesichtet.

In der Vorstellungswelt dieses Staatschefs wurde wohl an jenem Zeit-Punkt das Volk, das früher von dem nun hingerichteten Staatschef regiert wurde und solange im Dunkeln wandelte, von den Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit erleuchtet.

Diese zwei geschichtlichen, also realen Ereignisse, die Hinrichtung und ihre verbale Interpretation, haben zu einer Zeit stattgefunden, in der die christliche Welt Weihnachten feiert. Die Christen begehen da aber nichts anderes als die Geburt von Jesus, der von ihnen auch Kyrios oder Herr genannt wird, was inhaltlich durchaus mehr als Staatschef bedeutet und mit der Bezeichnung Herrscher ziemlich genau den Anspruch des neugeborenen Knaben beschreibt. Zugleich gilt er ihnen als die „wahre Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal 3,20).

Die Feiern der Geburt von Jesus werden im Monat Dezember um die Wintersonnenwende begangen. Die Tage werden von da nun wieder langsam länger, die Sonne gewinnt die Oberhand und vertreibt allmählich die Dunkelheit. Interessant ist in dem Zusammenhang die Hypothese, das Fest der Geburt Christi, hätte das heidnische Fest des „sol invictus“, des unbesiegten Sonnengottes verdrängt, das in der antiken römischen Welt am selben Tag, dem 25. Dezember, begangen wurde.

Ich möchte an dieser Stelle zwar nicht für die Wahrheit der These eintreten, finde aber den Inhalt einer solchen Interpretation absolut wahr. In Lichte dieser Interpretation erscheinen beide beschriebenen Ereignisse für Christen nicht hinnehmbar. Das Neugeborene (auch als das inkarnierte Wort Gottes bekannt) kam nicht in die Welt, um zu töten, sondern um alle Menschen am Leben zu erhalten, ja um ihnen ein neues Leben zu schenken.

Das Leben ist und bleibt die größte Gabe und dessen irdische Dimension das Symbol des ewigen Lebens. Niemals darf das Töten (oder anders gesprochen: das Weg-Nehmen) von Menschenleben den Beginn einer besseren Zukunft markieren, oder als das Aufscheinen der Sonne der Gerechtigkeit gesehen werden.

Die wahre Sonne der Gerechtigkeit erleuchtet, wärmt, gibt und schützt das Leben. Die christliche Lösung ist nicht das Töten, sondern die Sühne. Sie ist der christliche Weg (und Ausweg zugleich).