27 März 2007

Der Frühling als Schöpfungslehre


Die ausgelassene Freude am weißen Winter wurde den meisten unserer Kinder in diesem Jahr versagt. Die Erinnerung, jener Schatz, den wir immer bei uns tragen und den wir je älter wir werden, um so häufiger öffnen, wird dadurch um einige Perlen ärmer.

Wie wunderbar eine Schneeballschlacht auf dem Schulhof sein kann, weiß jeder Junge, der schon einmal mit dem gekonnt geworfenen Schneeball die angebetete Dame seines Herzens getroffen hat, um dann lachend und mit nicht zuvor gekanntem Glücksgefühl in der Brust davon zu rennen.

Solche Erinnerungen sind bleibend und bleibende Erinnerungen prägen.

Und nun der Frühling. Jene Zeit also, die mit dem Erwachen der schönsten Gefühle in Verbindung gebracht wird. Gemeint ist hier aber nicht allein das Verliebt-Sein, obgleich es als Erstes mit Frühlingsgefühlen assoziiert wird. Es geht vielmehr um das primäre und grundsätzliche Wahrnehmen und Empfinden an sich, um – sozusagen – die Voraussetzungen, die eine Erfahrung dermaßen erlebbar machen, dass sie zur prägenden Erinnerung wird.

Die Sensibilität unserer Sinne wird im Frühling sehr intensiv erfahren und geprägt: wenn die Sonne die Haut streichelt und wärmt, wenn das laute Zwitschern der Vögel die Menschen auf dem Weg zur Schule, oder in die Arbeit begleitet, und erst recht dann, wenn der unverwechselbare Duft, der zum Leben erwachenden und neu erblühenden Natur, das Herz größer werden lässt.

Unser christliches Selbstverständnis macht uns zu Geschöpfen. Ebenso verstehen wir die Natur als die Schöpfung Gottes. Beides steht damit miteinander in Verbindung. Die Welt der Erfahrungen ist die Welt um uns herum und wir mitten drin.

Ich denke, dass wir an diesem Punkt leichter erkennen können, in welch bedeutender Verbindung zur Natur wir stehen und dass wir berechtigter Weise Gründe haben, dankbar zu sein.

In der Schöpfung erkennen wir so etwas wie einen Gehstock, der uns ermöglicht, eines immer sichereren Schrittes die Welt zu durchschreiten. Die Natur als geschenkte Gabe hilft, unser Selbst besser zu erkennen und die Sensibilität der Welt und den Menschen gegenüber zu verfeinern.

19 März 2007

Evangelische Kirche im Wandel


Dass sich die Evangelische Kirche in Deutschland in der nicht allzu fernen Zukunft verändern wird, sollte auch uns Katholiken interessieren.

Das auf dem "Zukunftskongress" vorgestellte Papier": Kirche im 21. Jahrhundert beinhaltet diesbezüglich viele Vorschläge. Einige sind sehr interessant und lassen sich sich wie Parallelen zu einigen Grundprinzipien des II. Vatikanums verstehen. Ganz deutlich wird das z. B. an jenen Stellen, die sich auf die Erneuerung der evangelischen Liturgie beziehen.

Zum Thema Zukunft der EKD hier ein Interview (mit Lokalkolorit), das ich im Auftrag einer Ortsgemeinde mit Herrn Dekan Jens Böhm (Ev. Kirche Hessen Nassau, Dekanat Mainz) geführt habe.

14 März 2007

Frühlingsboten



09 März 2007

Die Äußerungen einiger deutscher Bischöfe während ihrer Reise ins Heilige Land haben in Israel Unmut hervorgerufen. Die Antwort des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehman, war deshalb sehr wichtig. Niemand darf die Absicht haben, die Mauern der jüdischen Ghettos mit irgendeiner Einrichtung der Gegenwart zu vergleichen.

Die offizielle Klarstellung war aber darüber hinaus auch aus einem anderen Grund von Bedeutung. Richtig war in ihr das Festhalten an der unbezweifelbaren Tatsache des Leidens, welches der palästinensischen Zivilbevölkerung widerfährt.

Israel verteidigt das beanspruchte und ihm prinzipiell zugesprochene Recht, als Staat in eigenen Grenzen und im Frieden existieren zu dürfen. Die errichtete innerisraelische Mauer wird in dem Zusammenhang und in der Überzeugung ihrer Erbauer als das legitime Mittel im palästinensisch-israelischen Kräftemessen angesehen.

Nun ist es so, dass in der Tat der Anblick einer von Soldaten bewachten Umzäunung, die Existenzen trennt, erschreckend wirken kann. Eine solche Geschichte erzählt sehr eindrucksvoll der Film 'Die syrische Braut' von Eran Riklis. Und eben solches - sehr persönliches - Empfinden haben die einzelnen Vertreter der katholischen Kirche aus Deutschland in Worte gekleidet.

Eine Mauer ist, psychologisch gedeutet, immer die Manifestation von Hilflosigkeit. Wenn andere Verteidigungs- oder Sicherheitsmechanismem versagen, wird sie zum Mittel der Abgrenzung. Dass sie aber nicht nur Hilflosigkeit bedeutet, sondern ihrerseits eine solche auch verursacht, liegt auf der Hand.

Mit dem Zeitpunkt der Errichtung der überwindbaren Barriere endet die Kommunikation zwischen den Parteien. Eine Mauer ist da, um zu trennen. Sie trägt die Botschaft: 'Ich will mit dir nichts zu tun haben.' Den 'Ausgegrenzten' bleibt da nur die unechte Wahl, diese Situation zu akzeptieren, oder sie so nicht hinzunehmen.

Die politische Situation in Israel wird mit den Vokabeln 'verworren' und 'kompliziert' nur ungenügend und laienhaft beschrieben. Es ist das historische Erbe der Region, das man genau betrachten muss, um die Sachlage zu verstehen. Psychologische, oder psychologisierende Erklärungen helfen in der Sache nicht weiter. Aber sie können helfen, den Kern des gegenwärtigen Stillstands herauszuschälen.

Wenn zwei das Gleiche wollen und keiner von Beiden bereit ist zu teilen, gibt es keine andere Lösung als Trennung oder Kampf. Tertium nun datur, bei der bestehenden Konstellation und den politischen Ansprüchen gibt es keinen dritten Weg.

Wird die Anordnung aber ein wenig verändert, ergibt sich vielleicht ein Ausweg, denn sobald man nach den Gründen des Unfriedens im Heiligen Land fragt, kommt man nicht umhin, sie in der religiösen Auslegung der jeweils geglaubten Offenbarung zu suchen.

Das, was die Sachlage so schwierig macht, deutet zugleich auf die einzige Lösung hin. Die Religionen können in diesem Fall etwas leisten, was die Politik nicht imstande ist zu erreichen. Dafür müssen sie sich allerdings an den eigenen Ansprüchen messen lassen.

Im Psalm 18 heißt es dazu sinngemäß: mit meinem Gott kann ich über die Mauer springen…
(Ps. 18, 30)

04 März 2007

in principio et nunc et semper et in saecula saeculorum

... und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser ...