27 September 2011

Dankfest


Sie hat sich herausgeputzt.
Die schönsten Kleider anzogen.

Das Dankfest für die jährlich Ernte feiern zwar die Menschen.
Seit jeher. Die Spuren reichen weit in die Vorchristliche Zeit.
Am kommenden Wochenende wird die Ernte auch in dem rheinhessischen Dorf Heidesheim mit einem großen Umzug gefeiert.

Die Festlichkeit, mit der sich dieser Ort nun für das Ereignis schmückt, haben sich die Menschen aber sicher abgeschaut.
Die eigene Farbenpracht trägt die Natur in den Wiesen und Weinbergen rund um Heidesheim schon seit einigen Tagen.

14 September 2011

Wimpernschlag

Während Herbst die Hauptstadt allmählich in sein Schleier hüllt, bleibt es am Glauberg noch sommerlich. Oder sagen wir: spätsommerlich. Es ist warm auf der Bonifatius-Route, die davor verläuft. In den 1990er Jahren wurde in der hügeligen Landschaft eine keltische Kultstätte aus dem fünften Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung entdeckt. Das Grab eines Fürsten.
Der Bonifatiusweg verbindet Mainz und Fulda. So etwas wie der Jakobsweg ist er, etwas für Wanderer und Pilger. Die Route rekonstruiert den Weg, auf dem am wahrscheinlichsten der Leichnam von Bonifatius zur seiner letzten Ruhestätte getragen wurde. Eben von Mainz nach Fulda. Wer es wagt, kann etwa 180 Kilometer bewältigen.
Knapp 1300 Jahre nach dem Tod des Keltenfürsten zog die Prozession mit dem „Apostel der Deutschen" am Glauberg vorbei. Heute bin ich es. Der Kaffee im Museums-Bistro schmeckt gut nach vier Stunden Lauf mit einem Rucksack.
Die Jahreszeiten beeindruckt all das nicht. Denn ein Tag ist vor Ihm wie Tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag. 

12 September 2011

Berlin


Die langbeinigen Pappeln im Treptower Park biegen sich vor und zurück. Sie schwingen im Wind. Ihre herzförmigen, zarten Blätter spiegeln das Sonnenlicht wider. Langsam verlieren sie ihre Frische. Der grüne Farbstoff wandelt sich zu gelb. Kaum bemerkbar.
Der September hält sein Versprechen. Wie jedes Jahr.

Der Herbst hält Einzug. Den Park komponierten die Sowjets nach 1945 in ein Ehrenmal für ihre gefallenen Soldaten um. Heute herrscht dort Stille. Siegermacht oder Besatzungsmacht hin oder her. Es sind Menschen an die das Monument erinnert. Die Natur passte sich an. Sie wacht. Es weht ein slawischer Geist durch den Park. Dank den Pappeln. Ein Stück Heimat, für sie, die nicht mehr zurück in ihre Heimat zurück konnten.

Vor Kurzem fiel vom Ehrenmal ein Mensch, erzählt man sich hier. Passanten haben ihn in der Morgendämmerung liegend gefunden. Tot. Aber das ist eine andere Geschichte.