13 November 2006

Über die Be-Deutung der Gegenstände

"Meine Tochter ist unlängst acht Jahre alt geworden. Sie hört gerne Musik, nicht unbedingt nur Kinderlieder. Sie ist auch gegen manche Bands nicht abgeneigt, die mehr aus der alternativen Ecke kommen. Vielleicht liegt das daran, dass sie schon in Mamas Bauch diese Musik "hörte"; damals wurde sie in unserer Wohnung oft gehört.
Wie auch immer... Weil sie gerne Musik hört, hat sie sich zu ihrem achten Geburtstag einen MP3-Player gewünscht.

Ich war natürlich verwundert und skeptisch (oder klarer gesagt: dagegen). Doch sie setzte sich durch.
Da ich mich mit solchen Geräten nicht auskenne, bat ich meinen Bruder, das Geschenk zu besorgen. Zwei Tage vor dem Geburtstag wurde das besagte Abspielgerät bei einem "großen Elektronik-Fachgeschäft" gekauft.
Und nun komme ich zum Wesentlichen.

Als ich das "Ding" sah, dachte ich: "Wie billig": das Gehäuse aus Kunststoff, die Tasten aus Kunststoff und dazu noch recht wackelig eingebaut, die Bedienung kompliziert.... Gut, es funktionierte, das Überspielen der Lieder vom PC klappte einwandfrei und schnell, aber sonst...

Ich wurde auf eine seltsame und mir unerklärliche Weise traurig. Anfangs verwirrte mich mein Zustand. Doch nach einiger Zeit erkannte ich die Ursache.

Meine Tochter konnte nicht abwarten, wann denn ihr Geburtstag endlich kommen werde. Sie freute sich so sehr auf das Geschenk, dass sie immer wieder davon sprach. Sie erzählte, was sie denn alles mit dem MP3-Player tun werde und wohin sie es überall mitnehmen wolle (für die langen Fahrten im Auto, auf die Urlaubsreise, ... aber nicht in die Schule. Nicht etwa, weil die Lehrer es verbieten, oh nein... Sondern weil man es ihr dort stehlen könnte (sic)).
Sie wollte mehrmals am Tag wissen, ob ich denn schon die von ihr ausgesuchten Lieder überspielt habe und wie das denn eigentlich funktioniere.

Schlicht und einfach: ES WAR FÜR SIE ETWAS BESONDERES!

Und da erkannte ich den Grund für meine Traurigkeit. Das Gerät, das in meinen Augen eine schlechte Qualität besaß, war in den kindlichen Augen zum Gipfel des Glücks und zum Ziel aller Träume geworden.

Warum? Weil vielleicht das"große Elektronik-Fachgeschäft" und mit ihm die anderen Konsorten es geschafft haben, die Aufmerksamkeit des kleinen Menschen, der von ihnen Konsument genannt wird, zu erobern; durch bunte Bildern, laute Musik und mit noch vielen anderen, sehr genau berechneten Strategien. Fürwahr, sie habe sich darum bemüht und sie haben es wirklich geschafft.

Und wenn Sie mich jetzt fragen, ob ich meinem Kind wirklich etwas BESONDERES geschenkt habe, dann muss ich sagen: "Nein. Das Geschenkte hatte in diesem Fall die Freude, mit der es erwartet wurde, nicht verdient" und ich fühle mich als hätte ich mein Kind betrogen."

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