Mit ihrer rechten Hand umfasste sie fest den Griff auf der linken Seite des Sitzes, mit ihrer linken hielt sie sich an ihrer Handtasche fest. Die Straßenbahn fuhr schnell im unebenen Gleisbett und die Fahrgäste schaukelten und schunkelten unfreiwillig hin und her im immer gleichen Takt, zur summenden Melodie der Elektromotoren.
Neben ihr saß ein Mann, ihr Mann, beide in graumelierten Mänteln der Hochbetagten. Tiefe Furchen gezeichneter Gesichter, wie die Skizze einer Landkarte, die Lebenswege in dauerhafter Erinnerung festhielt und die Augen, die starr aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Ausschnitte der Stadtlandschaft schauten, ohne sie zu sehen.
Manchmal ein Wort aus ihrem Mund, vor sich hin gesprochen, und doch für sein Ohr bestimmt, dann wieder Schweigen. Er verstand sie gut, eine Antwort war in seinem Schweigen, das sie verstand.
Man hat das Paar nicht beachtet, es gibt so viele davon: Leben, die paarweise das Leben durchwandern, schwer beladen mit unsichtbarer, hundertjähriger Erinnerung an Großeltern, Eltern, Kinder, Enkel...
Und im Mittel- und Schnittpunkt sie beide.
An der Haltestelle, an der niemand aussteigen wollte, verließen sie die Bahn und verschwanden im Dunkel des winterlichen Abends.
1 Kommentar:
Hallo Gregor. Ich bins, Julia aus dem Medienkurs...Leider habe ich Deine Mailadresse nicht und weiß nicht, wie ich sonst zu dir Kontakt aufnehmen sollte. Wenn Du das liest, schreib mir doch bitte mal auf die Adresse shine@punkmusic.com. Es ist echt wichtig.
Liebe Grüße, die Jule
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