02 Januar 2007

Sonne der Gerechtigkeit

Gegen Ende des Jahres 2006 hat uns die Nachricht von der Hinrichtung eines ehemaligen (in der 1. Welt auch als Diktator bezeichneten) Staatschefs erreicht. Die Aufnahmen, die die letzten Minuten seines Lebens festhalten, sind nun in der ganzen Welt bekannt.

Nur eine kurze Zeit später hat sich ein anderer, gegenwärtig noch amtierender Staatschef (auch als der führende Vertreter des so genannten Bushismus identifizierbar) zu der - noch vor Sonnenaufgang durchgeführten Exekution - geäußert. Er hat in der erfolgten Tat (der so genannten Urteilsvollstreckung) einen Meilenstein auf dem Weg des demokratischen Aufbaus des Landes gesichtet.

In der Vorstellungswelt dieses Staatschefs wurde wohl an jenem Zeit-Punkt das Volk, das früher von dem nun hingerichteten Staatschef regiert wurde und solange im Dunkeln wandelte, von den Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit erleuchtet.

Diese zwei geschichtlichen, also realen Ereignisse, die Hinrichtung und ihre verbale Interpretation, haben zu einer Zeit stattgefunden, in der die christliche Welt Weihnachten feiert. Die Christen begehen da aber nichts anderes als die Geburt von Jesus, der von ihnen auch Kyrios oder Herr genannt wird, was inhaltlich durchaus mehr als Staatschef bedeutet und mit der Bezeichnung Herrscher ziemlich genau den Anspruch des neugeborenen Knaben beschreibt. Zugleich gilt er ihnen als die „wahre Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal 3,20).

Die Feiern der Geburt von Jesus werden im Monat Dezember um die Wintersonnenwende begangen. Die Tage werden von da nun wieder langsam länger, die Sonne gewinnt die Oberhand und vertreibt allmählich die Dunkelheit. Interessant ist in dem Zusammenhang die Hypothese, das Fest der Geburt Christi, hätte das heidnische Fest des „sol invictus“, des unbesiegten Sonnengottes verdrängt, das in der antiken römischen Welt am selben Tag, dem 25. Dezember, begangen wurde.

Ich möchte an dieser Stelle zwar nicht für die Wahrheit der These eintreten, finde aber den Inhalt einer solchen Interpretation absolut wahr. In Lichte dieser Interpretation erscheinen beide beschriebenen Ereignisse für Christen nicht hinnehmbar. Das Neugeborene (auch als das inkarnierte Wort Gottes bekannt) kam nicht in die Welt, um zu töten, sondern um alle Menschen am Leben zu erhalten, ja um ihnen ein neues Leben zu schenken.

Das Leben ist und bleibt die größte Gabe und dessen irdische Dimension das Symbol des ewigen Lebens. Niemals darf das Töten (oder anders gesprochen: das Weg-Nehmen) von Menschenleben den Beginn einer besseren Zukunft markieren, oder als das Aufscheinen der Sonne der Gerechtigkeit gesehen werden.

Die wahre Sonne der Gerechtigkeit erleuchtet, wärmt, gibt und schützt das Leben. Die christliche Lösung ist nicht das Töten, sondern die Sühne. Sie ist der christliche Weg (und Ausweg zugleich).

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