09 März 2007

Die Äußerungen einiger deutscher Bischöfe während ihrer Reise ins Heilige Land haben in Israel Unmut hervorgerufen. Die Antwort des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehman, war deshalb sehr wichtig. Niemand darf die Absicht haben, die Mauern der jüdischen Ghettos mit irgendeiner Einrichtung der Gegenwart zu vergleichen.

Die offizielle Klarstellung war aber darüber hinaus auch aus einem anderen Grund von Bedeutung. Richtig war in ihr das Festhalten an der unbezweifelbaren Tatsache des Leidens, welches der palästinensischen Zivilbevölkerung widerfährt.

Israel verteidigt das beanspruchte und ihm prinzipiell zugesprochene Recht, als Staat in eigenen Grenzen und im Frieden existieren zu dürfen. Die errichtete innerisraelische Mauer wird in dem Zusammenhang und in der Überzeugung ihrer Erbauer als das legitime Mittel im palästinensisch-israelischen Kräftemessen angesehen.

Nun ist es so, dass in der Tat der Anblick einer von Soldaten bewachten Umzäunung, die Existenzen trennt, erschreckend wirken kann. Eine solche Geschichte erzählt sehr eindrucksvoll der Film 'Die syrische Braut' von Eran Riklis. Und eben solches - sehr persönliches - Empfinden haben die einzelnen Vertreter der katholischen Kirche aus Deutschland in Worte gekleidet.

Eine Mauer ist, psychologisch gedeutet, immer die Manifestation von Hilflosigkeit. Wenn andere Verteidigungs- oder Sicherheitsmechanismem versagen, wird sie zum Mittel der Abgrenzung. Dass sie aber nicht nur Hilflosigkeit bedeutet, sondern ihrerseits eine solche auch verursacht, liegt auf der Hand.

Mit dem Zeitpunkt der Errichtung der überwindbaren Barriere endet die Kommunikation zwischen den Parteien. Eine Mauer ist da, um zu trennen. Sie trägt die Botschaft: 'Ich will mit dir nichts zu tun haben.' Den 'Ausgegrenzten' bleibt da nur die unechte Wahl, diese Situation zu akzeptieren, oder sie so nicht hinzunehmen.

Die politische Situation in Israel wird mit den Vokabeln 'verworren' und 'kompliziert' nur ungenügend und laienhaft beschrieben. Es ist das historische Erbe der Region, das man genau betrachten muss, um die Sachlage zu verstehen. Psychologische, oder psychologisierende Erklärungen helfen in der Sache nicht weiter. Aber sie können helfen, den Kern des gegenwärtigen Stillstands herauszuschälen.

Wenn zwei das Gleiche wollen und keiner von Beiden bereit ist zu teilen, gibt es keine andere Lösung als Trennung oder Kampf. Tertium nun datur, bei der bestehenden Konstellation und den politischen Ansprüchen gibt es keinen dritten Weg.

Wird die Anordnung aber ein wenig verändert, ergibt sich vielleicht ein Ausweg, denn sobald man nach den Gründen des Unfriedens im Heiligen Land fragt, kommt man nicht umhin, sie in der religiösen Auslegung der jeweils geglaubten Offenbarung zu suchen.

Das, was die Sachlage so schwierig macht, deutet zugleich auf die einzige Lösung hin. Die Religionen können in diesem Fall etwas leisten, was die Politik nicht imstande ist zu erreichen. Dafür müssen sie sich allerdings an den eigenen Ansprüchen messen lassen.

Im Psalm 18 heißt es dazu sinngemäß: mit meinem Gott kann ich über die Mauer springen…
(Ps. 18, 30)

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